❖ ÜBER DAS KONSTRUKT DER SEELE UND SEINEN ARCHITEKTEN »Doch der Uhrmacher beherrscht die Zeit nicht. Sie rafft ihn genau so dahin wie jeden anderen Mann.« ![]()
| Es gibt das Zentrum am Grunde einer jeden Seele, das nach etwas ruft. Nach etwas, das Bücher dich nicht lehren und Menschen dir nicht schenken können. Etwas, das weder durch Natur, noch durch Willen oder Macht beeinflusst wird. Etwas, das jeder möchte, das jeder braucht und das doch niemand besitzt. Nur die Uhr kontrolliert es und gleichzeitig kontrolliert es die Uhr. Und besitzt du die Uhr, dann gehört dir das Universum.
EINFÜHRUNG Hallo lieber Leser. Willkommen in meinem kleinen Universum. Es freut mich, dass du hierher gefunden hast und ich hoffe, dass du vielleicht Interesse an der Geschichte aufbringen kannst, die ich dir erzählen möchte. Sie ist ein kleines Märchen aus einer anderen Welt, ein Einblick in Gedanken und Alltag, der vielleicht auf den ersten Blick voller Absonderlichkeiten sein mag. Die Geschichte des Architekten ist eine sehr lange, komplexe, aber Zeit spielt beim Erzählen keine Rolle, wenn du nur aufmerksam genug lauscht. Du kannst meine Hand greifen und dich von mir führen lassen, oder du entscheidest dich, allein durch Wälder, Städte und Felder zu ziehen, um dort nach den versprochenen Wundern zu suchen. Du wirst den roten Herren, den Alchemisten und all die anderen Menschen und Geschöpfe kennenlernen, die sich in dieser fernen Welt bewegen. Begleiten kannst du sie nur auf einem Teil ihres Weges, aber vielleicht reicht er aus, um erkennen zu können, wovon diese kleine Geschichte handelt. Vielleicht handelt sie von dir.
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![]() »Kennst du dieses Gefühl, wenn du denkst, alles Licht der Welt wäre zu schwer, um es zu tragen? Wohin sind deine Augen verschwunden? Ich sehe dich gar nicht mehr.« INHALT Es herrscht Aufbruchstimmung in der Welt der fünf Monde. In einer Zeit, in der das Leben in die Städte drängt, verlässt auch Jila ihr vertrautes Heim in den südlichen Landen, um in der Hauptstadt Geld zu verdienen. Sie will den roten Herren aufsuchen, den Meister aller Uhrmacher, den Gott der äußeren Welt, der sich selbst die eine Uhr gebaut hat, die ihm nun Unsterblichkeit verschafft. Von keinem Geringerem als ihm will sie das uralte Handwerk erlernen. Doch dann ändert sich etwas im Gefüge ihrer Welt und alle Uhren laufen plötzlich rückwärts. ![]() SETTING
Wir befinden uns in einer anderen Welt, in der nicht nur die Maschinen, sondern auch der Planet durch Zahnräder und Uhrwerke angetrieben wird. In den Ländern der roten Welt ist die Schneise zwischen Arm und Reich in den letzten Jahren immer breiter geworden. Das Leben konzentriert sich in den schillernden Hauptstädten, Wirtschaft und Technologie blühen in diesen goldenen Zeiten auf, während für die Bauern in den südlichen Landen die Ernte immer dürftiger ausfällt.
![]() »Und anfangs dachte ich noch, ein Lächeln wäre genug, um alles wieder zu richten. Früher war es immer genug. Aber er sieht es nicht, weder morgens noch abends. Als wäre er bereits blind für die Dinge, die die Lebenden noch tun.« ![]()
VORWORT Bekanntlich glauben wir nur das, was wir glauben wollen. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass unsere Annahmen der Wahrheit entsprechen. Erhebt man diese zwei Feststellungen zum Grundsatz einer Überlegung, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass Wahrheit personenbezogen sein muss und es folglich für jeden Menschen eine Wahrheit gibt, die nur ihm gehört und die nur von ihm und niemand anderem erfasst werden kann. Eine Wahrheit kann ein Sinn sein, eine Sinnsuche oder ein Ziel. Sie kann der tiefste Gedanke sein und das ursprünglichste Bestreben. Manchmal entgleitet sie uns beim Versuch, sie festzuhalten und manchmal liegt sie klar und deutlich in unseren Händen, als hätte es nie etwas anderes gegeben, das von Bedeutung ist. In diesem Sinne kann dieser Text also den Anspruch erheben, sich als Wahrheit bezeichnen zu dürfen, und gleichzeitig nicht. Er mag nicht die Wahrheit des Lesers sein und nicht die Wahrheit des Schöpfers. Trotzdem kann er allein durch die Vorstellung von Realität zum Leben erwachen. Wie damit umgegangen wird, entscheidet dabei jeder für sich selbst. Der eine mag Sinn und Glauben darin finden, dem anderen wird es schwer fallen. Der Text am Ende wird immer so viel Wert haben, wie der Leser in ihm sieht. Wenn wir nur lange genug suchen, dann finden wir Erkenntnis in jedem Winkel. Dieser Gedanke ist es, der den Text kennzeichnet. Wir beschäftigen uns also mit Dreigeteiltheit. Dem, was war, dem, was ist, und dem, was sein wird. Tiefer gehend betrachtet liegt auch in dieser Betrachtung eine zweite Wahrheit, denn wo wir drei Teile sehen, sollten eigentlich fünf stehen. An erster Stelle stehen die Dinge, die waren und vergessen wurden. Gedanken, persönliche Schicksale, Vorgänge, die nie jemand beobachtet oder besprochen hat. Sie sind der große, dunkle Bereich in der Geschichte, der von Minute zu Minute mehr Raum einnimmt. An zweiter Stelle sehen wir die Vergangenheit, derer wir uns als Menschen und als Menschheit bewusst sind. An dritter Stelle und in der Mitte steht das Jetzt, das nie länger dauert als ein Augenblinzeln, denn Zeit zerrt alle Momente in den Schlund des Vergessens. Nur einen Atemzug vom Jetzt entfernt steht die Zukunft, die sich in zwei Teile spaltet. Einerseits die tatsächlich eintretende Zukunft - der winzige Moment, bevor das Kommende durch das Sein schlüpft und im Damals verschwindet. Andererseits all die Zukünfte, die mit jeder getroffenen Entscheidung verfallen und nie Wirklichkeit werden können. Das Konstrukt ist die Dreiteilung fünfteiliger Dinge. Wer es sucht, wird es überall finden. Fünf Personen, von denen nur drei aus ihrem Leben erzählen. Fünf Monde, die nur drei Götter besitzen und in drei Zyklen durch das Jahr gleiten. Fünf Länder, von denen drei im Machtbereich des roten Gottes liegen. Fünf Etappen, die der Roman durchläuft und drei verschiedene Arten, in denen er währenddessen erzählt wird. 1. Die Sekunde. Sie ist das Vergangene, das in Erinnerungen erlebt wird; wie ein Moment, der direkt während des Geschehens auf Papier gebannt wurde. In großer Anzahl breiten sich die Sekunden über große Flächen aus, genau wie die Vergangenheit, die mit jeder Sekunde mehr Raum einnimmt. 2. Die Minute. Sie zeigt das Jetzt. Das, was ist. Sie erzählt gemeinsam mit den Menschen eine Geschichte und besteht aus einer Wirrnis aus Gedanken und Erinnerungen. Minuten gibt es nur wenige, genau wie das Jetzt nur wenig Platz im fünfteiligen Gefüge der Zeit einnimmt und uns doch unser ganzes Leben über begleitet. 3. Das Konstrukt. Ein Mischwesen aus allen Zeiten. Es sieht, was vergessen wurde, was war, was ist, was sein wird und was hätte sein können. Es gibt nur ein einziges Konstrukt und es ist der Schlüssel zur im Text verborgenen Wahrheit. Wer es sucht, wird es überall finden. |
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